Neuartige Sanitärsysteme im DWA-Regelwerk
Bereits 2008 hatte eine DWA-Arbeitsgruppe unter Beteiligung der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e. V. (fbr) Informationen zusammengetragen und die Ergebnisse detailliert veröffentlicht in dem 326 Seiten umfassenden Themenband „Neuartige Sanitärsysteme“.
Im nun vorliegenden Arbeitsblatt (34 Seiten, Format DIN A4, ISBN: 978-3-944328-63-8) geht es laut Vorwort der Verfasser um die Systematisierung während des Planungsprozesses und um die vergleichende Bewertung unterschiedlicher Sanitärkonzepte. Weiter heißt es dort, übergeordnetes Ziel sei die Wiederverwendung von Wertstoffen sowie weitgehendes Schließen von Stoff- und Wasserkreisläufen. Dies ist allerdings nur möglich, wenn die Stoffströme im Gebäude, also direkt am Entstehungsort, getrennt erfasst werden – eine Voraussetzung, die fbr als Appell Anfang 2014 an die Verantwortlichen in der Bundespolitik gerichtet hat. Beide Verbände, DWA und fbr, ziehen also am selben Strang. Erst wenn im Haus separate Abwasserteilströme und ein zweites Leitungsnetz bei der Wasserversorgung selbstverständlich (weil Bauauflage) sind, werden „Neuartige Sanitärsysteme“ zum Normalfall.
Regenwassernutzung ist übrigens Bestandteil „Neuartiger Sanitärsysteme“ im Sinne des neuen DWA-Arbeitsblatts. Bei NASS werden neben den aus dem Gebäude stammenden Abwässern auch Bioabfall aus Küche und Garten sowie das von befestigten Flächen abfließende Regenwasser berücksichtigt. Die in der Praxis bereits vielfach praktizierte Nutzung von Grauwasser (fäkalienfreies Abwasser) bekommt bei DWA demnächst ein eigenes Merkblatt: DWA-M 277. Der Inhalt wird von Mitarbeitern bzw. Mitgliedern der Verbände DWA, fbr und BDZ zusammengestellt – auf Grundlage des DWA-Themenbands „Neuartige Sanitärsysteme“ von Dezember 2008 und des fbr-Hinweisblatts H 201 Grauwasser-Recycling von April 2005. Die später gültige Version des Merkblatts 277 wird abgestimmt sein mit einer DIN EN, die vom Arbeitsausschuss NA 119-05-08 AA „Wasserrecycling“ im Einvernehmen mit internationalen Gremien zurzeit erarbeitet wird.
Besonders hilfreich sind im vorliegenden Arbeitsblatt DWA-A 272 die Aufstellung der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die Regelwerksübersicht für Ableitungen inner- und außerhalb von Gebäuden. Darüber hinaus geben die Planungshinweise für Stadt- und Freiraumplaner, Architekten, Wasserversorger, Energieversorger, Recyclingfachleute und Landwirte wertvolle Hinweise für diese Berufsgruppen. Einer der wichtigsten Sätze dieser technischen Regel steht unter 5.1 Anwendungsempfehlungen: „Sind mehrere der günstigen Voraussetzungen im konkreten Anwendungsfall erfüllt, sollte die Implementierung „Neuartiger Sanitärsysteme“ im Planungsprozess geprüft werden“. Das ist „Normungsdeutsch“ und bedeutet, dass künftig bei vielen Planungen „Neuartige Sanitärsysteme“ als mögliche Alternativen geprüft werden müssen.
Klaus W. König, www.klauswkoenig.com