Klimafreundliche Digitalisierung in Nordfriesland

Im Februar gab es den ersten Spatenstich: Das Rechenzentrum der Firma Windcloud 4.0 wird in diesem Jahr um ein zweites Gebäude erweitert. Auf dem Dach des CO2-neutralen Rechenzentrums wird zudem eine Algenfarm entstehen, die Kohlendioxid aktiv abbauen soll.
 

 

Windcloud-"Datenbunker" in Enge-Sande. Quelle: Windcloud 4.0
Windcloud-"Datenbunker" in Enge-Sande. Quelle: Windcloud 4.0

Von Wilfried Ritter, Geschäftsführer Windcloud 4.0 GmbH

„Rechenzentren sind extrem energiehungrig. Gehen die aktuellen Entwicklungen ungebremst weiter, wird die digitale Infrastruktur zu einem größeren CO2-Emittenden als der globale Verkehr und die Landwirtschaft zusammen“, erklärt Wilfried Ritter, Gründer und Geschäftsführer von Windcloud. Er ist davon überzeugt, dass sich diese Negativentwicklung noch aufhalten lässt. „Die Technologien für eine klimafreundliche Digitalisierung existieren bereits. Neuartige Modelle des Wirtschaftens müssen jedoch qualitativ besser werden.“

In Nordfriesland setzt sich Windcloud bereits seit zwei Jahren für die Vereinbarkeit von Umweltschutz und Digitalisierung ein und bietet hier unterschiedliche Lösungen zur Datenspeicherung an: von Colocation-Lösungen in nahezu jeder Größenordnung bis hin zu Multi-Bunker-Konzepten mit mehreren dedizierten Brandabschnitten. Besonders beliebt ist die Managed Nextcloud als sichere Alternative zu Diensten, die außerhalb Deutschlands gehostet werden.

Herzstück von Windcloud ist das Rechenzentrum auf dem GreenTEC Campus in Enge-Sande, das ausschließlich aus regenerativen Energiequellen gespeist wird, überwiegend aus Windkraft. Der Kundenkreis hat sich bereits im letzten Jahr deutlich erweitert: Waren es zunächst NGOs und grüne Unternehmen im regionalen Umfeld, gehören mittlerweile neben KMU auch Energieversorger und Institutionen der öffentlichen Hand aus ganz Deutschland dazu. Das machte die Vergrößerung der Anlage notwendig.

Das neue Rechenzentrum verfügt über eine direkte freie Kühlung. Die Abwärme stellt Windcloud zudem Industriepartnern zur Verfügung, die ebenfalls nachhaltige Projekte umsetzen. So wird auf dem Dach eine 230 m2 große Algenfarm von NovaGreen entstehen. Ob als Nahrungsergänzung oder in der Kosmetik: Mikroalgen wie Spirulina sind ein stark nachgefragtes Wirtschaftsgut, zudem bauen sie CO2 ab. Aus einem intensiven CO2-Verursacher wie der Digitalisierung kann so ein CO2-Absorbierer werden. Weitere nachhaltige Partnerschaften im Bereich Indoor-Farming und Fischzucht sind in Planung.

Die Rechenzentrumserweiterung soll Ende April abgeschlossen sein, Ende Mai soll die Algenfarm fertiggestellt werden.

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