Barrierefreies Wohnen: Bedarf und Angebot im Widerspruch
Damit liegen erstmals bundesweit erhobene, statistische Daten zu Barrieren im Wohnungsbaubestand vor. Die Ergebnisse der bereits 2018 erhobenen, aber erst Ende 2019 veröffentlichten Daten bestätigen und untermauern bisherige Schätzungen, wonach der Bestand an barrierefreien Wohnungen bei Weitem nicht dem aktuellen und zukünftig rasant weiter steigenden Bedarf entspricht. Innerhalb der Wohnung wurden folgende Kriterien als Merkmale für Barrierefreiheit angesetzt und abgefragt:
- stufen-/schwellenlose Erreichbarkeit aller Räume
- ausreichend breite Wohnungs- und Raumtüren
- Flure
- genügend Raum in Küche und Bad
- ebenerdiger Einstieg in die Dusche
85 Prozent aller Seniorenhaushalte ohne stufenlosen Zugang
Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Alter oder Anzahl der Bewohner eines Haushalts keinen Einfluss auf den Grad der Barrierefreiheit haben. Im Umkehrschluss bedeutet das leider auch: Selbst bei Haushalten mit Senioren liegt der Anteil der Wohnungen, die die oben genannten Kriterien erfüllen bei nur 3 Prozent. Dass 2018 ganze 85 Prozent aller Seniorenhaushalte keine stufenlos erreichbare Wohnung haben, erscheint in einem Land, in dem bereits heute mehr als jede fünfte Person zur Generation 65plus gehört, nahezu grotesk.
Auch im Neubau herrscht Mangel. Anstatt der Anzahl oder dem Alter der Bewohner, nehmen Faktoren wie Baujahr oder monatliches Einkommen Einfluss auf die barrierefreie Ausführung. Je nach Baujahr des Gebäudes gibt es hier große Unterschiede. Nur 1 Prozent der Wohnungen in Altbauten mit Baujahr vor 1948 ist nach den vorgenannten Kriterien annähernd barrierefrei, ab 2011 lag der Anteil dieser Wohnungen immerhin bei 18 Prozent. Aber auch im Neubau herrscht Mangel. Über die Hälfte der Gebäude, die ab 2011 gebaut worden sind, sind immer noch nicht stufenlos zugänglich.
Die vollständige Auswertung im PDF-Format als kostenloser Download.