Sanierungsbeispiel Mehrfamilienhaus

Heizkonzept mit ungewöhnlichen Details

Ein Mehrfamilienhaus in Celle wurde innen wie außen modernisiert und dabei energetisch ertüchtigt. Mit der modular aufgebauten Wärmepumpe MWL zog neue Technik in jede Wohneinheit. Sie leistet neben der Heizung auch die Warmwasserbereitstellung.

1105
Erfolgreiche Umsetzung: Das Mehrfamilienhaus in Celle nach der umfassenden Sanierung. Bild: Remko, Lage
Erfolgreiche Umsetzung: Das Mehrfamilienhaus in Celle nach der umfassenden Sanierung. Bild: Remko, Lage

Das Konzept

Die städtische Wohnungsbaugesellschaft allerland Immobilien GmbH entwickelte für ein Mehrfamilienhaus einen umfangreichen Sanierungsplan. Das 1969 errichtete Haus hat 18 Wohneinheiten in Größen von 50 bis 68 m². Durch dreifach verglaste Fenster, Dämmung der Fassade und Kellerdecke sowie ein neues Dach sank die Heizlast drastisch. Ergänzt wurde die Maßnahme mit einer Innensanierung: Bäder, Fußböden sowie Wohnungstüren wurden ebenfalls erneuert. Zudem standen die Elektro- und Wasserinstallationen auf dem Austauschplan. Die vorhandenen Heizkörper blieben unangetastet, sie laufen jetzt mit einer deutlich niedrigeren Vorlauftemperatur. Die Lüftung wird über dezentrale Geräte mit ca. 88 % Wärmerückgewinnung sichergestellt. Baubeginn war am 01.08.2022, die Fertigstellung im Spätsommer 2023.
 

Projekttafel Mehrfamilienhaus mit 18 Wohneinheiten, Celle

Bauherr: allerland Immobilien GmbH, Celle

Baujahr: 1969

Modernisierung: August 2022 bis August 2023

Planung: allerland Immobilien GmbH, Celle

Wärmepumpenanlage: allerland Immobilien GmbH, Celle und Remko GmbH & Co. KG

Klima- und Wärmetechnik: Buttig Sanitär GmbH & Co. KG, Celle

Eingesetzte Komponenten: 18 Wärmepumpen MWL mit 3,2 kW, 2 Wärmepumpen WKF Duo mit jeweils 17 bis 24 kW, 3 Pufferspeicher mit jeweils 800 Litern

Hersteller: Remko GmbH & Co. KG Klima- und Wärmetechnik, Lage


Ein kritischer Teil einer Baumaßnahme dieses Umfangs ist die Heiztechnik. Für die allerland GmbH, die in Celle für ca. 2.000 Wohnungen verantwortlich ist, stand der Wechsel von den alten Gas-Etagenheizungen mit 10 kW zu erneuerbaren Energien an.

Die neue Technik sollte platzsparend, wartungsarm und per Fernüberwachung jederzeit zu prüfen sein. Den richtigen Partner fand das Unternehmen mit Remko, die richtige Technik mit der modularen Wasser/Wasser-Wärmepumpe MWL.

Die Heiztechnik

Das dezentrale System ist wie folgt aufgebaut: Pro Wohneinheit wird eine MWL eingesetzt, die an einen gemeinsamen Quellenpufferspeicher angeschlossen ist. Dieser liefert konstant 20 °C als Grundtemperatur. Die MWL nimmt die Energie aus dem Pufferwasser und erhitzt Heiz- und Warmwasser. Eine 40-kW-Photovoltaikanlage auf dem Dach liefert den Strom für den Betrieb der Komponenten und speist den Überschuss als thermische Energie in die drei neuen 800 l fassenden Pufferspeicher. Diese sind miteinander verbunden und werden über Kreuz durchströmt, um die optimale Energieausbeute sicherzustellen.

Die Pufferspeicher schicken 20 °C warmes Wasser an die MWL. Auch die Innenmodule der Quellenwärmepumpen WKF Duo stehen im Kellerraum (rechts). Bild: Remko, Lage

Ansonsten speisen zwei WKF-Duo-Wärmepumpen die Speicher. Zusammen leisten sie zwischen 17 und 48 kW. Die beiden Innenmodule und die Pufferspeicher befinden sich im Keller, die Außengeräte stehen an der Giebelseite zur Straße hin. Der allerland GmbH gelang es mit ihrem Konzept, den Primärenergiebedarf um mehr als 90 % zu senken. Knapp 1,6 Mio. Euro wurden in das Projekt investiert.

Zwei WKF-Duo-Wärmepumpen mit vier Außenmodulen liefern maximal 44 kW – das reicht für die Versorgung des Mehrfamilienhauses. Bild: Remko, Lage

So funktioniert die modulare Wärmepumpe

Die MWL besteht aus einem kompakten, 205 cm hohen Block mit drei Modulen. Unten befindet sich der 149 l fassende Trinkwasserspeicher, darauf die Wärmepumpe und oben das (optionale) Lüftungsgerät mit den Anschlüssen. Da die Lüftung im Objekt dezentral erfolgt, wurde auf das Modul verzichtet. Die MWL benötigt nur so viel Stellfläche wie ein Kühlschrank, daher konnte sie neben die Küchenzeile platziert werden. Mit einem Schallleistungspegel von 37 dB(A) arbeitet das Gerät leise und stört im Wohnumfeld nicht. Das Herzstück der MWL, die Wasser/Wasser-Wärmepumpe, hat eine Heizleistung von 3,2 kW (W20/W35), bei einem COP von 6,8. Zur Sicherheit ist ein 3-kW-Heizstab integriert, der ebenfalls eine schnelle Warmwasserbereitung und einen Notheizbetrieb ermöglicht.

Geringer Platzbedarf: Die modulare Wärmepumpe MWL für Wärme und Trinkwarmwasser passt neben die Küchenzeile. Bild: Remko, Lage

Vor allem dann, wenn die maximale Stromanschlussleistung pro Wohneinheit etwa vom örtlichen Versorger gedeckelt wird, passt das Gerät bestens. Denn in solchen Fällen können z. B. Durchlauferhitzer oder Wohnungsübergabestationen mit elektrischer Nachheizung nicht eingesetzt werden. Mit der MWL wird das Stromnetz hingegen minimal belastet. Im Konzept enthalten ist auch ein Platz für den Wärmemengenzähler und die Wasseruhr.

Die Umsetzung

Im Vorfeld informierte die allerland GmbH die Mieter umfassend und stimmte die Maßnahmen im Detail ab. Zwei Leerstandswohnungen wurden als Ausweichangebot für die Nutzung während der Badsanierungen bereitgestellt. Die Umbauten und Erneuerungen innerhalb des Hauses konnten so mit allen Gewerken in nur fünf Monaten umgesetzt werden. Dabei fuhr man zweigleisig: So wurden die neuen Stränge für Kaltwasser sowie Vor- und Rücklauf der MWL in die Fassade eingelegt und später überdämmt. Dieses Verfahren funktionierte aufgrund der 20 °C Vorlauftemperatur für die MWL. „Es ist sehr viel einfacher und dazu kostengünstig, weil zeitsparend“, erklärt Alexander Kreipe, der Verantwortliche der allerland GmbH. „Da es im Gebäude keine Versorgungsschächte gibt und die Wärmedämmung an der Fassade komplett neu angebracht wurde, war diese Lösung für uns ideal.“ Parallel wurde intensiv in den Wohnungen gearbeitet. Der Umschluss auf die MWL und die Kaltwasserleitungen nahm pro Wohnung nur jeweils zwei bis drei Tage in Anspruch.

Die neue Trasse – Kaltwasser sowie Vor- und Rücklauf der MWL – verläuft in der Fassade, sie wurde später überdämmt. Das funktioniert nur Dank der konstanten Vorlauftemperatur von 20 °C. Bild: allerland GmbH, Celle/Alexander Kreipe

Systemkontrolle

Für die allerland GmbH war es wichtig, die eingesetzten Geräte per Fernwartung im Blick behalten zu können. Dies hat gleich mehrere Vorteile: Durch die Anbindung über das Remko Smart-Web kann bei Bedarf sofort jede einzelne Wärmepumpe kontrolliert und eine Fehlerdiagnose durchgeführt werden. Alle Einstellungen lassen sich, falls erforderlich, direkt korrigieren. Zudem kann sich ein Remko-Spezialist bei Fragen zuschalten. Sollte ein Wartungseinsatz notwendig sein, ist der kritische Punkt schon bekannt und der Aufwand viel geringer. Dies sichert zu Zeiten von Fachkräftemangel einen stabilen Betrieb, entlastet den Service der Immobilienverwaltung und minimiert Probleme mit den Mietern.

Dazu passt auch die Grundkonzeption der Wärmepumpe MWL. Sie ist weitgehend wartungsfrei, ihre Module lassen sich mit wenigen Handgriffen einzeln und komplett tauschen und zur Wartung geben. Auf diese Weise sind sowohl die allerland GmbH als auch die Mieter vor langwierigen Instandhaltungsvorgängen geschützt.

Positive Erfahrungen

Nach der Sanierung konnte der Standard KfW 70 erreicht werden – ein Erfolg für alle Beteiligten. Die Ansprüche an das neue System wurden mit der modularen Wärmepumpe MWL erfüllt, die gemäß den BAFA-Richtlinien förderfähig ist. Das Konzept unterstützt die allerland GmbH bei der Transformation ihrer Bestandsgebäude; die Erfahrungen werden in künftige Maßnahmen einfließen. Eine wichtige Rolle spielen vor allem folgende Aspekte: Einsatz erneuerbarer Energien, Einhaltung der Trinkwasserverordnung, mögliche Einschränkungen hinsichtlich der elektrischen Anschlussleistungen, einfache Betriebskostenabrechnung sowie der allgegenwärtige Fachkräftemangel. Das Projekt kann über Celle hinaus als Blaupause für vergleichbare Mehrfamilienhäuser dienen.

Eine Information der Remko GmbH & Co. KG, Lage

 

 

AnhangGröße
Beitrag als PDF herunterladen383.19 KB

· Artikel im Heft ·

Heizkonzept mit ungewöhnlichen Details
Seite 103 bis 105
10.12.2024
Seriell sanieren
Angesichts der anhaltenden Abwertung des Gebäudebestands sowie der Verschlechterung der Bankability-Ratings stehen technische Entscheidungsträger in der Wohnungswirtschaft unter Druck, Bestandsgebäude...
14.08.2024
Ein Haus mit „grünem Daumen“
Wo einst Gewächshäuser auf dem Grundstück einer Gärtnerei in Koblenz standen, wurde nun ein energiesparendes Gebäudeensemble mit Dach- und Wandbegrünung errichtet. Um die benötigte Heizlast für das...
09.08.2024
Alles aus einer Hand
Im oberfränkischen Lichtenfels wurde kürzlich ein Mehrfamilienhaus mit vier Wohnungen und einem Penthouse auf insgesamt rund 430 m² Wohnfläche errichtet. Der Neubau fügt sich nahtlos in den...
10.10.2024
Nachhaltiger Wohnungsbau
Das innovative Niedrigenergie-Wohnungsbauprojekt Kokoni One im Berliner Norden setzt einen neuen Standard für künftige Wohnsiedlungen, die ästhetisch, komfortabel und nachhaltig sein wollen. Die...
09.08.2024
Nachhaltiger Wohnungsbau
Das innovative Niedrigenergie-Wohnungsbauprojekt Kokoni One im Berliner Norden setzt einen neuen Standard für künftige Wohnsiedlungen, die ästhetisch, komfortabel und nachhaltig sein wollen.
13.08.2024
Meißen
Die kommunale Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungsgesellschaft mbH (SEEG) Meißen will gemeinsam mit der Ingenieurgemeinschaft Cossebaude GmbH (IGC) beweisen, dass moderne Wärmepumpen in Kombination...