Bei Kessel wird dieser vermeintlich kritische Punkt ins Positive gekehrt. Insbesondere bei Fettabscheidern sind die Beschaffenheiten des Kunststoffs perfekt. „Wir nutzen die Eigenschaften des Kunststoffs zu unserem Vorteil“, bestätigt Alexander Steinherr, Produktmanager für die Abscheidetechnik bei der Kessel AG. So sei der Fettabscheider aus Kunststoff leicht, langlebig und unempfindlich.
Das unterstreicht auch eine interne Analyse des Unternehmens. „Auf Basis der CO2-Äquivalente für Beton, Edelstahl und Polyethylen haben wir mithilfe der Massen der Behälter die Gesamtemissionen in der Herstellung je Nenngröße und Behältertyp bestimmt und gegenübergestellt“, erklärt Lukas Graf, Entwickler der Abwasserbehandlung und Leiter des Nachhaltigkeitsteams bei der Kessel AG. Für diese Gegenüberstellung wurden die Kessel Fettabscheider aus Kunststoff und Wettbewerbsprodukte aus Kunststoff, Edelstahl und Beton bei Freiaufstellung respektive Erdeinbau herangezogen. Und dabei zeigte sich: Das Kunststoffprodukt schnitt vor dem Hintergrund der berechneten CO2-Bilanz besser ab als Edelstahl und ähnlich im Vergleich mit Beton.[1]
[1] Beton: Ökobaudat, Edelstahl: Ecoinvent (openLCA), PE: Ecoinvent (openLCA)
Aber nicht nur diese Untersuchung gehört zur Öko-Bilanz. Um den CO2-Fußabdruck zu bemessen, muss der komplette Lebenszyklus betrachtet werden, von der Wiege bis zur Bahre. Dazu zählen Herstellung, Transport, Betrieb, Rückbau und Recycling. „In diesem Zusammenhang sollte beachtet werden, dass Beton längst nicht so langlebig ist wie Kunststoff“, sagt Steinherr. „Betrachten wir beispielsweise die Kanäle in den Kommunen, die größtenteils aus Beton sind, da gibt es häufiger irgendwo Schäden und Defekte.“ Wurzeln sorgen beispielsweise für Undichtigkeiten, was eine Sanierung mit hohen Kosten nach sich ziehen kann.
Ein Fettabscheider kommt mit Materialien in Kontakt, die die Oberfläche angreifen könnten. Beton und Edelstahl seien im Vergleich zum Kunststoff weniger widerstandsfähig. „Ein Fettabscheider aus Beton wird deshalb von innen ebenfalls noch mit Kunststoff ausgekleidet, um ihn haltbarer zu machen“, so Steinherr. Dazu komme sein hohes Gewicht. „Ein Fettabscheider der Nenngröße 2 wiegt in Beton etwa 2,5 Tonnen. Das Kunststoff-Pendant lediglich 63 Kilogramm“, sagt Graf. Das erfordere bereits einen wesentlich höheren Aufwand beim Transport. Und erst recht beim Einbau. „Kunststoff ist einfach zu transportieren und kann überall eingebaut werden“, argumentiert Graf. Sei es im Keller oder im Erdreich. Und selbst enge Treppenabgänge sind kein Problem. „Wir hatten kürzlich einen Kunden, bei dem unsere Monteure den Fettabscheider in Teilen in den Keller getragen und dort erst verschweißt haben“, weiß Steinherr.
Mit einem Edelstahl-Fettabscheider ginge das zwar auch, doch eine Vorortmontage bei Edelstahl-Produkten ist weitaus aufwändiger. „Die Schweißnähte können irgendwann zu rosten beginnen – egal wie gründlich diese passiviert wurden“, sagt der Produktmanager. „Beim Kunststoff passiert dies nicht. Deshalb gewähren wir auch 20 Jahre Garantie auf diesen Werkstoff bei unseren Fettabscheidern.“ Dabei könnte das Material nach extrapolierten Hochrechnungen theoretisch wohl auch 100 Jahre den Anforderungen entsprechen. Kunststoff hat demnach teilweise zu Unrecht einen beschädigten Ruf. „Man muss immer betrachten, wo er eingesetzt wird“, schließt Graf. Entscheidend ist es, das richtige Material für die jeweilige Anwendung zu verwenden. Ein Fettabscheider aus Kunststoff hat fast nur Vorteile. Und dort ist sein ökologischer Fußabdruck durch Langlebigkeit, Widerstandsfähigkeit und geringem Gewicht den anderen Rohstoffen, wie Beton und Edelstahl, voraus.