Der Autor: Dr.-Ing. Stefan Siegfried Veit, Ingenieur der Elektrotechnik (B. Eng.) und Energie- und Umweltmanagement (MBA), Prüfsachverständiger, Abteilungsleiter Elektro- und Gebäudetechnik, TÜV SÜD Industrie Service, Augsburg
Die schlechte Nachricht zuerst: Über 70 Prozent der sicherheitstechnischen Anlagen waren bei der baurechtlich vorgeschriebenen wiederkehrenden Prüfung mangelhaft. Dies belegen Zahlen des TÜV-Verbands von 2024. Geprüft wurden Anlagen des technischen Brandschutzes und andere sicherheitsrelevante Systeme (zum Beispiel Sicherheitsbeleuchtung und Notstromversorgung) in Sonderbauten, also in Gebäuden mit besonderem Schutzbedarf oder erhöhtem Risikopotenzial wie Hochhäusern, Versammlungsstätten, Krankenhäusern oder Flughafenterminals. Mehr als ein Viertel aller geprüften Anlagen hatte sogar wesentliche Mängel, die sie unmittelbar in ihrer Wirksamkeit und/oder ihrer Betriebssicherheit einschränken.
Es ergibt sich zwar aus der Statistik, dass es sich beim überwiegenden Teil der festgestellten Mängel um geringfügige handelt. Doch auch dies ist bedenklich, weil die Kombination verschiedener geringfügiger Mängel zu einer insgesamt sicherheitstechnisch kritischen Konstellation führen kann.
Die gute Nachricht: Die meisten Mängel lassen sich bereits in der Planungs- und Bauphase vermeiden. Fehlerpotenzial bergen insbesondere Schnittstellen zwischen den verschiedenen sicherheitstechnischen Anlagen, die rechtssichere Dokumentation entsprechend den bauaufsichtlichen Anforderungen sowie die Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen zum Funktionserhalt der Anlagen im Brandfall. Einfache technische Mängel lassen sich im Rahmen von baubegleitenden Prüfungen leicht feststellen und beheben. Das frühzeitige Feststellen der Mängel vermeidet Skalierungs- und Potenzierungseffekte und spart so Kosten.
In vielen Fällen fehlen für die zu prüfenden Anlagen die erforderlichen Dokumentationsunterlagen. Fehlende oder unvollständige Unterlagen erschweren nicht nur den Abgleich der Installation mit den Bauvorschriften, auch Lücken im Brandschutz sind schwieriger auszumachen und der Aufwand für wiederkehrende Prüfungen steigt. Dort, wo Anforderungen nicht mehr nachvollzogen werden können oder Informationen in Gänze fehlen, können Prüfungen oft nicht abgeschlossen werden.
Häufige Mängel in der Planungsphase
Die normgerechte Planung und Installation der Brandmeldeanlage an sich verhindert leider nicht alle Mängel. Probleme existieren erfahrungsgemäß vor allem im Zusammenspiel mit anderen Systemen. So sind häufig Fehler in der Schnittstellenausführung zwischen den einzelnen Anlagen vorzufinden. Zudem lässt sich beobachten, dass die Brandmeldeanlagen nicht ausreichend in andere Maßnahmen zum Brandschutz (organisatorisch, anlagentechnisch oder abwehrend) integriert sind. Nicht zuletzt sind vermeintlich einfache Bestandteile der Anlagen – zum Beispiel Feuerwehr-Laufkarten oder Hilfsmittel wie Feuerwehrleitern nicht vorhanden oder entsprechen nicht den Anforderungen. Im Endeffekt heißt das, dass die BMA die Arbeit der Feuerwehr möglicherweise nicht ausreichend unterstützt und damit im schlimmsten Fall selbst zum Risiko für die Einsatzkräfte wird.
Bereits scheinbar einfache Entscheidungen und Umbaumaßnahmen können zu Mängeln an der Gesamtanlage führen, wenn die tatsächlichen Nutzungsanforderungen nicht ausreichend berücksichtigt werden. So fehlt es häufig an der erforderlichen Anpassung der sicherheitstechnischen Anlagen nach baulichen Veränderungen oder Umnutzung von Räumen in Bestandsgebäuden.
Besonders in Sonderbauten mit komplexen technischen Gebäudesystemen kann eine fehlerhafte Vernetzung von Anlagen eigentlich im Einzelnen funktionierende Schutzfunktionen außer Kraft setzen – etwa durch eine fehlerhafte Steuerung von Rauchabzügen oder Brandschutztüren. Besonders kritisch ist dabei der technische Trend zur dynamischen Fluchtwegelenkung zu sehen, da fehlerhafte Verknüpfungen besonders hier zu sicherheitskritischen Fehlern führen können. Entscheidend für die Betriebssicherheit der Anlage sind eine systemübergreifende Planung und ein aktives Inbetriebnahmemanagement mit intensiven Prüfungen.

Fehlerquellen in der Bauphase
Ob Sicherheitssysteme im Notfall funktionieren, hängt wesentlich von der Qualität der Umsetzung ab. Falsch angebrachte oder ungünstig positionierte Brandmelder, einer der häufigsten Mängel, können dazu führen, dass ganze Räume und Bereiche unüberwacht bleiben. Die Technik der verwendeten Geräte arbeitet in der Regel einwandfrei. Kommt es doch einmal zum Defekt, erkennen und melden moderne Brandmelderzentralen diesen meist automatisch, so dass die schadhafte Komponente unmittelbar ausgetauscht werden kann.

Schwerwiegend auswirken können sich Umsetzungsfehler bei Kabeln und Leitungen. Fehlerhaft installierte Kabel lassen sich nach Abschluss der Bauphase nur noch schwer in Stand setzen. Änderungen bedeuten dann in der Regel einen hohen Aufwand, weil die Leitungen erst wieder freigelegt werden müssen.
Mängel präventiv vermeiden
Die Ursachen für Mängel liegen oft in der unzureichenden Abstimmung zwischen Planern, Errichtern und Betreibern. Unklare Zuständigkeiten, Zeit- und Kostendruck sowie Fachkräftemangel verschärfen die Situation. Zudem werden TGA-Systeme zunehmend komplexer, damit können sich auch Planungs- und Installationsfehler summieren. Fehlen dann frühzeitige Prüfmechanismen, steigen die Risiken für sicherheitskritische Mängel.
Nach Bauabschluss sind die regelmäßige, qualifizierte Wartung und Instandhaltung aller sicherheitsrelevanten Komponenten wichtig. Damit lassen sich viele Mängel vermeiden, bevor sie überhaupt entstehen. Ein Beispiel sind die Batterien, die Brandmeldeanlagen bei einem Stromausfall notversorgen. Diese müssen regelmäßig getestet und bei nachlassender Leistung ersetzt werden.

Häufiges Problem: Betreiber von Anlagen sind sich der Notwendigkeit von regelmäßigen Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen nicht bewusst. Die entstehenden Lücken können zum Versagen von Gesamtsystemen führen und sind einer der Hauptgründe für sicherheitskritische Mängel.
Software muss geprüft werden
Ein besonderes Augenmerk gilt Änderungen an verwendeter Software beziehungsweise der Parametrierung der Anlage. Als integraler Bestandteil zentraler Anlagenkomponenten ist sie die Basis für die ordnungsgemäße Systemfunktion.
Wird der Stand der Parametrierung der Anlage geändert, ist eine umfassende Prüfung unabdingbar, um sicherzustellen, dass die Änderungen die grundlegenden Sicherheitsfunktionen nicht einschränken. Alle durchgeführten Prüfungs- und Instandhaltungsmaßnahmen sind gründlich zu dokumentieren. Hierzu gehören auch Änderungen der Betriebssoftware und der Parametrierung.
Sicherheitsnetz technisches Monitoring
Neben der wiederkehrenden Wartung hilft eine kontinuierliche Überwachung der Sicherheitstechnik im laufenden Betrieb. Das von TÜV SÜD entwickelte Technische Monitoring (TMon) erkennt Unregelmäßigkeiten in Echtzeit. Betreiber sind dadurch in der Lage, Störungen unmittelbar zu beheben und sicherzustellen, dass der technische Brandschutz jederzeit voll funktionsfähig ist. Damit verfügen Gebäudebetreiber über ein zusätzliches Sicherheitsnetz.
Fazit
Viele Mängel an Brandmeldeanlagen sind vermeidbar, wenn sie frühzeitig erkannt werden. Da die meisten ihren Ursprung in der Organisation und Planung haben, senken frühzeitige, unabhängige Prüfungen während der Planung wie auch in der Bauphase die Mängelquote signifikant. Wer in präventive Prüfmaßnahmen investiert, spart langfristig Kosten und erhöht die Sicherheit in Gebäuden.
Eine professionelle Planung, baubegleitende Prüfungen, aktives professionelles Inbetriebnahme-Management und kontinuierliche Wartung sind entscheidend für eine zuverlässige Funktion. ⟵
Anhang | Größe |
---|---|
Beitrag als PDF herunterladen | 575.31 KB |
· Artikel im Heft ·