Besucher von Gebäuden und Räumen wie Einkaufszentren, Kultur-, Sport- und Freizeiteinrichtungen, Kliniken, Verwaltungsgebäude und Bahnhöfe, Hotels oder Kongresszentren sind häufig mit den Fluchtwegen vor Ort nicht vertraut. Im Gefahrenfall wird die Sprachalarmierungsanlage (SAA) aktiv. Sie informiert mittels gespeicherter Texte vorrangig via Lautsprecher über die Situation und gibt auch mehrsprachig präzise Hinweise auf den jeweils richtigen, der Lage angepassten Fluchtweg. Die Menschen verlassen den Ort geordnet und sicher. Laut Studien und Erfahrungsberichten ermöglicht eine SAA eine mindestens doppelt so schnelle Räumung wie ein schriller Alarmton, der sogar Panik auslösen kann.
Für größere Gebäude gelten hohe sicherheitstechnische Anforderungen. In den Sonderbauverordnungen (SBauVO) der Bundesländer werden fast ausnahmslos anlagentechnische Lösungen zur Branderkennung, Alarmierung und Evakuierung gefordert. Eine Sprachalarmierungsanlage (SAA) wird von der Brandmeldeanlage (BMA) angesteuert. Normativ gehört sie zur Gruppe der elektroakustischen Anlagen (ELA). Die SBauVO der Länder unterscheiden sich zwar in den Details, für eine SAA werden aber oft Richtwerte angegeben: So sind sie etwa in Versammlungsstätten ab 1.000 Quadratmetern Grundfläche vorzusehen. SAA werden inzwischen von Sicherheitsexperten und Feuerwehren grundsätzlich empfohlen, ebenso Elektroakustische Notfallwarnsysteme (ENS) zur Übertragung von Sprachdurchsagen und Warnsignalen. ENS werden nicht durch die BMA angesteuert.
Das akustische Sprachalarmierungssystem gehört zum Sicherheitskonzept eines Gebäudes. Seit dem 1. April 2011 dürfen europaweit ausschließlich SAA mit EU-Konformitätszertifikat und CE-Kennzeichnung eingesetzt werden. Diese Zertifikate dürfen nur durch europaweit definierte Prüfstellen ausgestellt werden. Gemäß EN 54-16 muss das System jederzeit verfügbar und betriebssicher sein. Diese Maßgaben werden in nationale Anwendernormen wie der DIN VDE 833-4; NEN 2575 oder BS-5839 umgesetzt.
Zusatzfunktionen erweitern das Einsatzspektrum
„Sprachalarmierungsanlagen befinden sich über Jahre, wenn nicht über Jahrzehnte sozusagen in einem Stand-by-Modus – bis etwas passiert. Wirtschaftlicher ist es, die Technik und Infrastruktur für eine zusätzliche Beschallung zu nutzen, ohne dafür in weitere Anlagen investieren zu müssen“, sagt Markus Meer, Produktmanager Brandmeldesysteme bei Securiton Deutschland. Der Anwendungsspezialist für elektronische Alarm- und Sicherheitssysteme realisiert das vom Schweizer Schwesterunternehmen „g+m elektronik AG“ entwickelte System APS-Aprosys in Deutschland.
Es sei zwar nicht möglich, eine bereits vorhandene Lautsprecheranlage in eine SAA umzufunktionieren, denn sie erfülle nicht die hohen sicherheitstechnischen Anforderungen an eine Gefahrenmeldeanlage. Umgekehrt könne aber eine SAA auch zur Beschallung genutzt werden. Damit eröffnet das Automation Process System (APS) vielfältige Einsatzoptionen in Gebäuden und im öffentlichen Raum.
Im Einzelhandel machen Sprachdurchsagen auf besondere Angebote aufmerksam. Hintergrundmusik erzeugt eine Wohlfühlatmosphäre, die sich positiv auf die Kauflust auswirken kann. Bei Sportveranstaltungen motivieren Klänge und Durchsagen Publikum und Akteure. In Unternehmen und öffentlichen Gebäuden erreichen wichtige Informationen Mitarbeitende und Besucher schnell und verständlich.
Intelligentes Design, Betriebssicherheit und Bedienkomfort
Sowohl SAA als auch ENS-zertifiziert, ist das APS-System eine elektroakustische Lösung auf hohem Qualitäts- und Sicherheitsniveau. Zu den Features gehört die permanente Selbstüberwachung des Tonsignalwegs von den digitalen Speichern über die Mikrofonkapsel und die Eingangsmodule bis hin zu sämtlichen Lautsprecherleitungen. Ein nach EN 54-17 zertifiziertes Loop-System (loop = englischSchleife) ermöglicht es, Leitungsstörungen durch Kurzschlüsse, Unterbrechungen, Erdschluss oder Impedanzänderungen umgehend automatisch zu erkennen und zu isolieren. Haupt- und Notstromversorgung sowie Batterieladung werden automatisch kontrolliert, eventuelle Fehler protokolliert und angezeigt.
Anwender der APS-Technologie können das System mit grafischen Bedienungselementen per Touchscreen mithilfe eines PCs oder innerhalb eines Gebäudeleitsystems zentral steuern und überwachen. Funktionen wie Durchsagen oder Alarmsignale können über einen Bildschirm angesteuert werden. Sämtliche Aktivitäten werden automatisch mit Zeitstempel protokolliert und archiviert.
Das System kann per Fernbedienung gesteuert werden. An den Handgeräten können auch Mikrofone und Musikgeräte angeschlossen sowie Lautstärke und Klang individuell geregelt werden. Die Systemanalyse und Fernwartung der elektroakustischen Anlage sind mittels eines Remote-PC und Diagnose-Tools möglich. Dadurch werden kritische Ausfallzeiten und Wartungskosten reduziert. Nachträgliche Anpassungen oder Änderungen können unkompliziert durch „On site“- oder „Remote“-Funktionen programmiert werden. Entsprechende Software-Schnittstellen erlauben die Einbindung in das Gebäudemanagementsystem.
Die Akustik ist das A und O
Die Sprachverständlichkeit, essenziell bei einem akustischen Alarmierungssystem, hängt von Faktoren wie der Schallverteilung oder dem Nachhall ab. Diese werden von Raumelementen wie Glasflächen, Möblierung etc. beeinflusst. Die DIN VDE 0833-4 (SAA) beziehungsweise DIN EN 60268 (ENS) legen verbindliche zu erreichende „CIS“-Werte (Common Intelligibility Scale) zur Sprachverständlichkeit fest.
Bei Anlagen zur multifunktionalen Nutzung wird die Pflicht zu Kür. Ein klarer Sound ohne Knacken, Unschärfen oder Schwankungen, wie man ihn von hochwertigen Home-Systemen und inzwischen auch von Kopfhörern oder Smartphones kennt, wird durch digitale Class-D-Verstärker erreicht. 100-Volt-Verstärker der Class-D-Technologie von APS-Systemen haben einen 50 Prozent höheren Wirkungsgrad als herkömmliche Technik. Sie beanspruchen nur halb so viel Platz und ihre hohe Energieeffizienz reduziert den Notstrombedarf um die Hälfte.
Wichtig ist, dass eine Akustikanlage angepasst werden kann. Ein Sportevent erfordert andere Einstellungen als eine Musikveranstaltung. Bei teilbaren Sälen muss die Technik an die Anzahl der Zuhörer oder die jeweilige Raumgröße angepasst werden können. „Moderne Anlagen sind flexibel steuerbar. Sie verfügen über mehrere unabhängige Kanäle mit DSP-Funktionen, wie Dynamik, Delay, Equalizer und Lautstärke. Einmal gespeicherte Einstellungen lassen sich jederzeit wieder abrufen“, so Markus Meer von Securiton Deutschland. ⟵
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