Wärmewende nicht in Sicht
Es ist schon länger bekannt, dass die Energieeffizienz nicht wie gewünscht zunimmt. Doch dass sie sogar tendenziell abnimmt, ist neu. Analysen zeigen erstmals seit 2005 einen deutlichen Anstieg des sogenannten witterungsbedingten Verbrauchs für Raumheizwärme, insgesamt um über drei Prozent.
Der Einfluss kalten oder warmen Klimas wurde beim witterungsbedingten Verbrauch herausgerechnet. Er eignet sich daher besonders gut, um die Entwicklung der energetischen Qualität einer Immobilie oder Wohnung und des Verhaltens ihrer Nutzer einzuschätzen. Der Anstieg für Erdgas liegt bei rund 2,8 Prozent, für Fernwärme bei etwa 3,5 Prozent und für Heizöl sogar bei fast 4,7 Prozent.
Die Studienurheber von Techem fanden außerdem heraus, dass bei den untersuchten Mehrfamilienhäusern im Zeitraum zwischen 2015 und 2016 der tatsächliche, nicht witterungsbereinigte Wärmeverbrauch merklich angestiegen ist. Ebenso wie die CO2-Emission liegt er aktuell mit deutlichen Schwankungen auf einem ähnlichen Niveau wie vor etwa zehn Jahren.
Politik muss Wärmewende vorantreiben
„Wir brauchen gerade für den Gebäudebestand einen breiteren technischen Maßnahmen-Mix und müssen die Wärmeversorgung eines Gebäudes als System begreifen, bei dem neben der Fassadendämmung und der Wärmeerzeugung auch die Wärmeverteilung und das individuelle Heizverhalten eine wichtige Rolle spielen. Ich wünsche mir darum von der Politik, dass sie in der Praxis grundsätzlich vor allem solche Maßnahmen unterstützt, die für mehr Energieeffizienz sorgen, ohne viel zu kosten, und sich entsprechend auch bei niedrigen Energiepreisen noch in vertretbarer Zeit amortisieren“, erklärt Techem-CEO Frank Hyldmar. Nur dadurch würde die Energiewende machbar und gleichzeitig bezahlbar für Haus- und Wohnungseigentümer sowie Mieter, betont Frank Hyldmar.
Anstieg des witterungsbereinigten Verbrauchs
Im Vergleich zum Vorjahr stieg der witterungsbedingte Verbrauch im Jahr 2016 erstmals seit über zehn Jahren wieder merklich an. Dies kommt einem Rückgang der Energieeffizienz gleich. Höhere witterungsbereinigte Erdgasverbräuche gab es zuletzt 2012, für höhere Heizöl- und Fernwärmeverbräuche muss man bis 2011 zurückblicken.
Im Rahmen der Studie untersuchte man zwar nicht die genauen Ursachen, für die Experten scheint es aber unwahrscheinlich, dass sich der energetische Zustand der Gebäudehüllen oder Heizkessel in so kurzer Zeit soweit verschlechtert hat, um als Ursache infrage kommen zu können.
Eine Veränderung des Nutzerverhaltens könnte zu den merklich gesunkenen Brennstoffpreisen geführt haben. Der faktische Preisrückgang für Erdgas in den untersuchten Gebäuden liegt seit 2014 bei 7,4 Prozent. Für Fernwärme beträgt dieser 10,7 Prozent und für Heizöl sogar fast 32,5 Prozent.