Finanzierung der Energiewende: IWO mahnt zu Besonnenheit

Im Vorfeld des Bundestagswahlkampfes diskutiert die Fachwelt derzeit künftige Finanzierungsmodelle für die Energiewendekosten. Jüngster Vorstoß: die Studie „Neue Preismodelle für Energie“ der Initiative Agora Energiewende.

Öl-Hybridheizungen können bereits heute für schnelle Emissionsrückgänge von bis zu 40 Prozent sorgen. Foto: IWO
Öl-Hybridheizungen können bereits heute für schnelle Emissionsrückgänge von bis zu 40 Prozent sorgen. Foto: IWO

Während andere Untersuchungen die Ausweitung der EEG-Umlage auf Wärme und Verkehr oder eine Finanzierung durch die Einkommenssteuer anregen, spricht sich diese Studie unter anderem für eine CO2-Steuer aus. Das Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO) mahnt hingegen zu Besonnenheit. Bei geplanten Umverteilungen müssten immer auch soziale Aspekte angemessen berücksichtigt werden. Zudem sei bei den Berechnungsgrundlagen Sorgfalt geboten.
„Gerade im Wärmemarkt kann die Energiewende nur zum Erfolg geführt werden, wenn sie die Menschen mitnimmt, die sie direkt und indirekt finanzieren“, erklärt IWO-Geschäftsführer Adrian Willig. Das werde in der aktuellen Diskussion zu wenig berücksichtigt. Höhere Energiesteuern auf Heizstoffe könnten aufgrund des so genannten Investor-Nutzer-Dilemmas insbesondere Mieter benachteiligen, ohne dass dabei eine Lenkungswirkung erzielt werde. Auch den Bewohnern ländlicher Räume dürften angesichts der zahlreichen dortigen Pendler und Ölheizungsbesitzer keine unangemessenen Belastungen aufgebürdet werden.

Anreize für mehr Energieeffizienz
Im Hinblick auf die konkreten Berechnungsmodelle spricht sich das IWO für eine sorgfältige Analyse aus. „Beim Vergleich heutiger Energiepreiszusammensetzungen der einzelnen Energieträger ist sauber zwischen Steuern, Umlagen und Netzentgelten zu unterscheiden“, so Willig. Dies sei auch ein Schwachpunkt der neuesten Agora-Studie. „Der eigentliche Vorteil von leitungsungebundenen Energieträgern, nämlich die Möglichkeit auf eine aufwändige Netz-Infrastruktur verzichten zu können, darf diesen nicht zum Nachteil ausgelegt werden“.
Bei einer sektorübergreifenden Querfinanzierung von Energiewendekosten bestehe darüber hinaus die Gefahr der Verschleierung der wahren Kostenverursacher. Kostentransparenz müsse aber unbedingt weiterhin gegeben sein. Die Debatte dürfe, laut Willig, auch nicht dazu führen, dass das Streben nach Effizienzsteigerungen durch eine reine Kostenumverteilung vernachlässigt wird. „Für ein Gelingen der Energiewende im Wärmemarkt bedarf es vielmehr attraktiver Anreize wie etwa einer steuerlichen Förderung zur Heizungssanierung“.

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