EnEV 2014: Klares Bekenntnis zu dezentralen Hallenheizsystemen > 4 m Deckenhöhe

Die neue EnEV ist seit Mitte 2014 in Kraft und hat tatsächlich eine neue Situation geschaffen: Viele Planer und Bauherren von Hallenneubauten mit Deckenhöhen > 4 m müssen sich nicht mehr lange mit der Frage beschäftigen, ob eine zentrale oder dezentrale Heizungstechnologie die bessere Lösung ist. In vielen Fällen wird die Antwort lauten: dezentral!

Dezentrale Hallenheizsysteme sind effizient, sparsam und emissionsarm.
Dezentrale Hallenheizsysteme sind effizient, sparsam und emissionsarm.

Der Begriff „dezentral“ ist klar definiert: Wird die Heizwärme direkt dort erzeugt, wo sie auch abgegeben wird, also ohne den Einsatz eines Wärmeträgermediums (z. B. Wasser), handelt es sich um dezentrale Heizsysteme. Wärmeerzeugung und Abgabe werden praktisch vereint, teure und träge Wärmeverteilung und Speicherung fallen nicht an. Dabei wird in der Praxis meistens Gas oder Öl als Energiequelle eingesetzt, also eine nicht-regenerative Energie, scheinbar gegen den Trend in der aktuellen Energiepolitik. Allerdings zeigt die neue EnEV, dass sich der Gesetzgeber ernsthaft (und mit Erfolg) um eine sachgerechte und ökologische Lösung bemüht hat.

Gegenüber der alten Regelung weist die EnEV 2014 zwei drastische Verschärfungen auf:
1. Nichtwohngebäude mit Innentemperaturen ≥ 19 °C müssen ab dem 1. 1. 2016 um 20 % besser gedämmt werden (siehe Anlage 2, Tabelle 2 der EnEV 2014) und
2. der zulässige Primärenergiebedarf aller Nichtwohngebäude wird ab dem 1. 1. 2016 pauschal um 25 % reduziert (siehe Anlage 2, Tabelle 1 der EnEV 2014).

Gleichzeitig bestimmt die neue EnEV, dass dezentrale Heizsysteme von genau diesen Verschärfungen ausdrücklich ausgenommen werden. Das bedeutet: Gegenüber der alten EnEV bleibt für diese Systeme alles beim Alten, während für zentrale Heizungssysteme ein erheblicher Mehraufwand betrieben werden muss. Damit verschafft die Gesetzgebung den dezentralen Lösungen einen deutlichen Bonus und trägt der Tatsache Rechnung, dass diese sowohl ökologisch als auch ökonomisch besser dastehen: Sie sind effizienter, sparsamer, emissionsärmer - und das bei günstigeren Investitions- und Betriebskosten.

Die Vorgaben der EnEV und des EEWärmeG werden klar erfüllt, meistens sogar übererfüllt. Und durch die Verringerung der Investitionskosten gewinnt der Planer Spielraum für andere Ausgaben oder spart dem Auftraggeber bares Geld. Zudem kann er den energetischen Vorteil nutzen, um an anderer Stelle flexibel zu planen.

Vorzüge im Detail

Für Hallengebäude sind dezentrale Heizsysteme mit direktbeheizten Warmluft- und Infrarotstrahlungstechnologien bei vielen Aufgaben die ökologisch und ökonomisch beste Lösung. Die wichtigsten Gründe dafür sind:

∙ schnelle Reaktionszeiten auf nutzungsbedingt wechselnde Heizanforderungen

∙ Teilbeheizung in Großräumen

∙ flexible Anpassung an wechselnde Hallennutzung

∙ verringerte Lufttemperaturen gerade bei hohen Räumen

∙ keine Übertragungs-, Stillstands-, Speicher- und Verteilungsverluste.

So ist es nur folgerichtig, dass die Energieeinsparverordnung diese Technologie mit einem Bonus belohnt, nicht nur aus Sicht der Bauherren, sondern durchaus auch aus ökologischer Betrachtung.

Neue EnEV hat Klarheit und Planungssicherheit geschaffen

Was hat dazu geführt, dass die neue EnEV die dezentralen Heizsysteme jetzt so klar favorisiert? Die EnEV basiert auf der gültigen DIN V 18599, die entsprechende Normreihe wurde 2011 neu gefasst. Bis dahin wurden Nicht-Wohngebäude undifferenziert betrachtet. Kindergärten und Krankenhäuser wurden genauso behandelt wie Produktionshallen und Flugzeughangars, obwohl die Energieeffizienz entscheidend von der Raumhöhe und der Nutzung des Gebäudes bestimmt wird.

Eine Studie (Gesamtanalyse Energieeffizienz Hallengebäude/GAEEH-Studie), mit der die Unterschiedlichkeit von Hallengebäuden untersucht wurde, brachte klare Erkenntnisse - mit dem Resultat, dass die neue DIN V 18599-5 die Unterschiede berücksichtigt und damit die unrealistische Bewertung beendet. Entsprechend fließt die neue Regelung in die aktuelle EnEV ein.

Dr. rer. nat. Norbert Burger, Geschäftsführer der figawa e. V.: „Die Studie bestätigt unseren Standpunkt, dass dezentrale Heizsysteme ökologisch und ökonomisch deutliche Vorteile zeigen. Gut für alle Betroffenen, dass die neue EnEV jetzt Klarheit geschaffen hat. Um Planern und Betreibern die Arbeit zu erleichtern, werden wir in den nächsten Wochen ein neues Planungstool sowie einen Leitfaden zum Thema ‚Heizungssysteme in Nicht-Wohngebäuden‘ zur Verfügung stellen, den wir in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Bert Oschatz der ITG Dresden erarbeiten. Zu beziehen sind die Unterlagen auf www.figawa.de“.

 

 

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