Ab 2016: EU-Ökodesign-Richtlinie für Lüftungsanlagen stellt Architekten vor Herausforderungen
Die EU-Ökodesign-Durchführungsverordnung 2014/1253/EU greift unmittelbar und ohne Übergangsfrist. Erfüllen RLT-Zentralgeräte die entsprechenden Mindestanforderungen nicht, dürfen sie ab dem 1. Januar 2016 im Europäischen Binnenmarkt nicht mehr in Verkehr gebracht werden.
Alle zentralen RLT-Geräte müssen bei der Ventilator-Stromaufnahme zukünftig Grenzwerte einhalten. Für so genannte bidirektionale Geräte, die in zwei getrennten Luftströmen verbrauchte Luft abführen und durch frische Luft ersetzen, wird zudem eine effiziente Wärmerückgewinnung mit einem Wirkungsgrad von mindestens 67 % vorgeschrieben – unabhängig von den klimatischen Bedingungen.
Die technische Umsetzung wird dazu führen, dass die Geräte bei gleicher Luftleistung um bis zu 30 % größer ausgeführt werden müssen. Dadurch steigende Anschaffungskosten werden sich im Regelfall durch sinkende Energiekosten schnell amortisieren.
Größere Geräte brauchen mehr Platz
„Die deutsche Klima- und Lüftungsindustrie ist im Hinblick auf die Energieeffizienz ihrer Produkte weltweit führend und kann die neuen EU-Anforderungen auf Anhieb problemlos erfüllen“, ordnet FGK-Geschäftsführer Günther Mertz die neuen Regelungen ein. „In Deutschland sind die entsprechenden Lösungen in den meisten Fällen praktikabel und wirtschaftlich. Europaweit ist das nicht immer der Fall: So mag sich eine hocheffiziente Wärmerückgewinnung in Lappland rentieren, auf Sizilien eher weniger“.
Aus Sicht des Planers ergänzt Prof. Dr.-Ing. Ulrich Pfeiffenberger, Vorstandsvorsitzender des FGK und Inhaber eines Ingenieurbüros: „In vielen, zunehmend luftdichten Nichtwohngebäuden wird aus architektonischen Gründen bereits heute nicht genügend Platz für die Klima- und Lüftungstechnik eingeplant. Eine ausreichende, hygienische Frischluftversorgung ist dort nicht gewährleistet. Dieses Problem könnte sich mit den neuen EU-Ökodesign-Anforderungen im kommenden Jahr verschärfen“.
Hintergrund: Markt für zentrale RLT-Geräte in Deutschland
Im Jahr 2014 wurden in Deutschland von den 18 Mitgliedsunternehmen des Herstellerverbands Raumlufttechnische Geräte e. V. (Marktanteil ca. 85 %) rund 47.000 zentrale RLT-Geräte produziert – knapp 23.000 davon waren für den deutschen Markt bestimmt. Der Umsatz der Unternehmen mit den Geräten lag im Jahr 2014 bei rund 570,94 Mio. €.
Zentrale RLT-Anlagen mit Wärmerückgewinnung spielen in Nichtwohngebäuden eine Schlüsselrolle für Energieeffizienz. Sie heizen, kühlen, be- und entlüften nicht nur, sondern gewinnen auch mittlerweile durchschnittlich 70 % der Wärme aus dem Gebäude wieder zurück, die ansonsten über geöffnete Fenster ungenutzt in die Umgebung entweichen würde.